Sorry, aber was da oben steht, stimmt so nicht. Lest es bei G. Kurz (Symbol, Metapher, Allegorie) nach, wenn ich unsicher seid, nicht in irgendwelchen Schulbüchern!
Also:
Eine
METAPHER funktioniert, indem sie eine bestimmte *Eigenschaft* von Objekt A auf Objekt B überträgt. Die Metapher suggeriert, dass die *Eigenschaft* also auch bei Objekt B gegeben sei.
Formal: X -> Y (X ist Y).
Dementsprechend ist bspw. das Wort "Motorhaube" eine Metapher.
Das Wort "Haube" wurde früher benutzt, um eine Mütze zu beschreiben, die man schützend über den Kopf zog. Als später Automobile gebaut wurden, überzog man den Motor zu dessen Schutz mit einer Blech"haube" und nannte das Ganze eben "Motorhaube".
Auf dieselbe Weise sind Beleidigungen metaphorisch, weil sie Eigenschaften von Objekt A (bspw. einem Schwein) auf Objekt B transferieren: "Onkel Erwin ist ein Schwein!" attributiert Erwin also mit den Eigenschaften, die wir gemeinhin einem Schwein unterstellen (z.B. schmutzig sein, dumm sein, gefräßig sein und so weiter.)
Die Metapher "Tante Erna ist ein Fuchs!" hingegen versieht nach dem Schema X->Y die Tante mit allen Attributen, die wir einem Fuchs unterstellen (Schläue, Wendigkeit, Listigkeit).
Es ist völliger Unfug, bei Metaphern von "Bildern" oder "Bildspendern" oder "Bildempfängern" zu sprechen. Bei Metaphern werden keine Bilder gesendet oder empfangen, sondern
Eigenschaften und
Wertungen von einem Objekt auf ein anderes transferiert. Und die Metapher funktioniert nur deshalb, weil diese Bewertungen allen Sprachteilnehmern IMPLIZIT bekannt sind und deshalb vom Gehirn AUTOMATISCH an das Objekt B weitervererbt werden.
Definition: "Eine Metapher ist eine sprachliche Konstruktion, die (implizite) Eigenschaften des Ausgangsobjektes auf das Zielobjekt überträgt: X->Y"
Beispiel: Onkel Erwin (ZIELOBJEKT) ist ein Schwein (AUSGANGSOBJEKT mit impliziten Wertungen).Jetzt zum Symbol:
Ein Symbol ist ein absolut willkürlich gesetzes sprachliches Zeichen, das seine Bedeutung allein auf der Basis von gemeinschaftlichen Verabredungen erhält. Das Symbol hat also keinen, wirklich gar keinen äußeren Bezug zu seinem Inhalt. Formal geschrieben:
X <=> (Bedeutung von) X; die Bedeutung von X wird also frei verabredet.
Eine Rote Ampel ist ein Symbol, genauso wie das Schild "Durchfahrt verboten": Was diese Symbole bedeuten, muss man von "Eingeweihten" lernen. Es gibt keinen logischen oder semantischen (indexikalischen, ikonischen nach PEIRCE) Zusammenhang zwischen dem Symbol und seiner Bedeutung. Das Symbol transferiert auch keine Eigenschaften von sich selbst auf das Auto oder die Straße.
Definition: "Ein Symbol ist ein willkürliches sprachliches Zeichen, das seine Bedeutung auf der Grundlage gemeinsamer Verabredungen erhält: X <=> Bedeutung von (X)"
Beispiel: Weiße Taube (Symbol) steht für Frieden (verabredete Bedeutung).Jetzt zur Allegorie:
Eine Allegorie liegt dann vor, wenn ein Text ZWEI in sich vollständige und plausible Deutungsebenen aufweist. Die Gleichnisse in der Bibel sind häufig als Allegorien verfasst:
Jesus erzählte ihnen viele Gleichnisse, so wie dieses: »Ein Bauer ging aufs Feld, um zu säen. Als er die Saat über das Feld ausstreute, fielen einige Körner auf einen Weg, und die Vögel kamen und pickten sie auf. Andere Körner fielen auf eine dünne Erdschicht mit felsigem Untergrund. Die Saat ging schnell auf, aber schon bald vertrockneten die Pflänzchen unter der heißen Sonne, weil die Wurzeln in der dünnen Erdschicht keine Nahrung fanden. Andere Samenkörner fielen in die Dornen, die schnell wuchsen und die zarten Pflänzchen erstickten. Einige Samen aber fielen auf fruchtbaren Boden, und der Bauer erntete dreißig, sechzig, ja hundert Mal so viel, wie er gesät hatte.
Dieses Gleichnis erlaubt zwei völlig voneinander unabhängige, vollständig geschlossene Deutungen: Einmal kann es als Erzählung über landwirtschaftliche Probleme verstanden werden.
Neben dieser ersten Deutungsebene erlaubt dieser Text aber auch eine zweite, allegorische Deutungsebene: Hier stehen die "Samen" stellvertretend für die "Menschen", der "Bauer" auf dem "Feld" steht für "Gott", der die "Menschen" auf die "Erde" schickt. Die "Vögel" repräsentieren die Sünde, die den Menschen vernichtet. Der "felsige Untergrund" kann die Pflanze nicht nähren und lässt sie vertrocknen, so wie der schwache Glaube die Seele nicht nähren kann und so weiter...
Eine Allegorie ist also ein System der "Andersrede" aus mehreren Metaphern in einem Text, der dann mindestens zwei kohärente Deutungen erlaubt. Tatsächlich sind Begriffe wie "Samen", "Vögel" etc. Metaphern, denn hier wird ein Bedeutungstransfer vorgenommen: SAMEN haben die Eigenschaft, in sich bereits das Potential, sich zur vollen Pflanze und Blüte zu entfalten und so "reiche" Ernte und Nutzen zu bringen. Dieselben Eigenschaften werden dem Menschen unterstellt, wenn er als "Samen der Erde" bezeichnet wird.
Definition: "Eine Allegorie ist ein System aus mehreren Metaphern, die zusammen einen Text ergeben, der zwei vollständige, unabhängige und kohärente Deutungsebenen enthält: X-Y-Z <=> x-y-z"
Personifikation ist so simpel, das spare ich mir mal. ;-)
P.S.: Ich unterrichte seit Jahrzehnten Deutsch am Gymnasium.