Ahoj John..., ich hole einmal ein wenig aus, um die Begriffe zu sortieren. Vielleicht schaffe ich es in den nächsten Tagen einmal eine klare Antwort auf Wortwuchs zu formulieren. Aber die Woche ist voll mit anderen Artikelplänen und kleinen Arbeiten, weshalb ich das nicht versprechen kann - dauert also noch ein wenig.
Also..., die Definition des Dudens ist die gängige, sie beantwortet die Frage allerdings nur bedingt. Denn ja..., grundsätzlich gilt, dass eine Dystopie schlicht und ergreifend das Gegenstück der Utopie ist. Eine Utopie gibt es eigentlich selten in der Literatur, denn der Begriff meint tatsächlich, dass wir von einer Gesellschaft sprechen, die gedanklich konstruiert ist, die in einer imaginierten, entfernen Welt "lebt" und den Idealzustand des Menschen zeigt - in der Praxis ist dieser Punkt allerdings gar nicht zu erreichen.
Die Dystopie ist somit "ein" Gegenstück, dass negativ konnotiert ist. Der Mensch, die Gesellschaft, der zukünftige Staat ist also nicht "ideal", er ist brüchig, er zeigt keinen Idealzustand. Demzufolge ist eigentlich alles, was ein eine abschreckende, teils negative, Zukunftsvision beinhaltet, als Dystopie zu werten. Das ist eben auch das erklärte Ziel der Dystopie, sie zeigt letzten Endes auf, was "geschehen kann" und kann somit Missstände im Jetzt verdeutlichen. Dieser Aspekt ist allerdings entscheidend - eine "schlechte Welt" ist nicht unbedingt eine Dystopie, sondern mitunter einfach "eine schlechte Welt" - entscheidend ist - wenn ich das richtig beurteile - die Kritik an bestimtmen sozialen Aspekten, die eben dafür sorgen, dass es keine Utopie geben kann - zumeist wird dies überspitzt dargestellt.
Außerdem ist Science Fiction zumeist ein Gegenentwurf zur Utopie. Die Utopie orientiert sich am beschriebenen Idealbild von Gesellschaft, Mensch und eventuell einer Staatsform. Die SF ist vor allem am naturwissenschaftlichen, technischen Fortschritt interessiert und da liegt auch der Kern der Betrachtung. Die gezeigten Zukunftsbilder der SF basieren auf dem möglichen technischen Fortschritt, wobei verschiedene Szenarien dargestellt werden können, was als Planspiel der SF bezeichnet werden kann.
Die SF macht all ihre "Möglichkeiten" plausibel, dem Leser wird also gezeigt, warum dieser oder jener technische Fortschritt möglich ist. Das muss bei einer Dystopie nicht der Fall sein, sie kann Dir eine Welt vorsetzen, die Du annehmen musst, sie ist allerdings technisch nicht zu realisieren oder es wird nicht erklärt, warum es hierbei technisch zu realisieren ist.
Fallen diese Elemente zusammen: wir haben es mit einer technischen Vision (SF) zu tun, die ein negatives Bild der Gesellschaft zeichnet, fallen SF und Dystopie zusammen. Spielt der technische Fortschritt keine Rolle, wir haben also einen (meist faschistoiden) bösen, kontrollierenden Staat vor uns, der einfach nur ein Gegenbild zeichnet, kann das Ganze als Dystopie bezeichnet werden, steht allenfalls der menschliche Fortschritt im Vordergrund und das negative Planspiel der Gesellschaft zeigt keine Gegendarstellung des Idealbildes, ist es einfach nur SF.
Sodele...,
1984: verweist ja allein durch das namensgebende Zahlenspiel (1948/84) auf den Visions-Charakter. Es geht weniger um den technischen Fortschritt, also um das Wie, Warum und Wissenschaftliche, sondern einfach um ein Zukunftssetting, das ein totalitätes System nachzeichnet, das aufzeigt, in welche Richtung die Reise der 50er gehen könnte - Dystopie. Für die
Tribute von Panem gilt das Gleiche; weniger steht der technische Fortschritt im Vordergrund und dieser wird auch nicht nachvollziehbar gezeigt - die technische Entwicklung ist - meiner Meinung nach - nicht der Kern der Sache, sondern allenfalls der Gegenentwurf zur Gesellschaft.
Schafe blicken auf kenne ich leider nicht. Konnte also nur einmal Wikipedia überfliegen und dort sehe ich nur, dass es um denkbare, wissenschaftliche Konzepte geht, die bloß zur Zeit der Entstehung noch nicht umgesetzt waren - es geht also primär um einen technischen, denkbaren Fortschritt: Science Fiction.
Elysium: ist keine Science Fiction..., jedenfalls nicht nur, sondern gleichermaßen eine Art der Dystopie. Es fallen also beide Elemente zusammen. Auch das verrät eigentlich der Wiki-Artikel, denn dort heißt es im ersten Satz:
Elysium ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film mit gesellschaftskritischer Intention [...]. Ich würde hierbei also eine Verbindung beider Elemente sehen.
Kurzform:
- Dystopie: Der Gegenentwurf einer idealen Gesellschaft steht im Vordergrund, wobei außerdem Kritik an einem System geübt wird, wobei Fragen der sozialen Gerechtigkeit betrachtet werden.
- Science Fiction: Der technologische Fortschritt steht im Vordergrund. Soziale Aspekte sind kein Muss.
- Fazit: Beide Elemente schließen sicht nicht aus und können durchaus nebeneinander existieren - vielleicht irre ich mich, aber wäre Schöne Neue Welt nicht ein Beispiel hierfür?
Cheers....anderer Meinung?