Liebe Community,
aktuell lese ich den dystopischen Roman "Corpus Delicti" von Juli Zeh.
Heute bin ich auf eine Textstelle gestoßen, die ich einfach nicht richtig deuten kann:
"Der Widerständler ist zu fein, zu dumm oder zu faul, um jene Macht zu erobern, die er zum Wirken braucht. Deshalb erklärt er die ganze Welt zur sauren Traube, stellt sich daneben und beginnt sein Protestgeschrei. Sie können es an unzähligen Beispielen beobachten: Gibt man dem Freiheitskämpfer Macht und Ansehen innerhalb der verhassten Maschinerie, wird er sogleich still und werkelt fortan in aller Treuherzigkeit vor sich hin. Was lehrt uns das über die Menschen, Frau Holl? Sie tauschen gern ein X gegen ein U, wenn es nur dazu dient, ihre Eigenliebe zu befriedigten." (S. 182)
Ich würde es so deuten:
Die Person, die widerstand gegen das aktuelle System (politisch, etc.) leistet, ist verärgert und beschwert sich über das herrschende System, weil sie selbst zu fein/dumm/faul ist, um in eine höhere Position des Systems zu gelangen, in der sie das Recht hat, mitzuwirken (bspw. Politiker).
Würde man einem solchen Menschen allerdings Macht und ansehen im herrschenden System geben, so leistet er keinen Widerstand mehr und arbeitet ruhig und fleißig vor sich hin.
Nun folgt die Lehre über die Menschen.
Der Mensch ist bereit dafür, etwas in seinem Leben zu ändern, solange er durch die Änderung einen größeren Nutzen erzielt.
Ist das so korrekt, oder denke ich verquer?
Ich freue mich über eure Rückmeldungen!
Beste Grüße